Unser Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen des zu Ende gehenden Jahres ist für mich immer etwas Besonderes. Wenn ich die Namensliste durchgehe, habe ich meistens ganz schnell wieder die Gesichter der Frauen und Männer vor Augen, die im Laufe der Monaten von uns gegangen sind. Dann fallen mir Begegnungen und Gespräche wieder ein, die ich schon gar nicht mehr im Kopf hatte, weil schon längst wieder andere Menschen in den Zimmern wohnen und an den Tischen sitzen. Es kommt auch vor, dass ich mich an jemanden nicht erinnere, wenn er oder sie nur kurze Zeit im Haus war, manchmal nur Tage, bevor es zu Ende ging.

Aber für einen Augenblick, wenn wir die Namen verlesen und die Lichter für unsere Verstorbenen anzünden, sind sie alle noch einmal da, und ich sehe an den Gesichtern derer, die im Gottesdienst sitzen, wie aufmerksam sie zuhören und auf ganz bestimmte Namen warten, die sie noch einmal hören wollen, weil ihnen diese Menschen am Herzen lagen.

In solch einem Moment spüre ich, was es bedeutet, wenn Christen von sich sagen, dass sie eine „Gemeinschaft der Lebenden und der Toten“ sind: Auch wer verstorben ist, lebt in unserer Erinnerung weiter; auch wer verstorben ist, lebt weiter in der großen Gemeinschaft mit Gott, die auch uns versprochen ist, wenn unser Leben auf Erden zu Ende ist.

Selbst wenn manch einer das nicht glauben kann- es ist gut. Sich an Menschen zu erinnern und sie zu würdigen. Damit erweisen wir ihnen noch einmal Respekt und die Ehre, die ihnen gebührt.

Text U.D.